Konzerte von molto vocalis Open Air und Indoor
Vielfache Dramatik in Melchingen
Dramatik gab es beim 22. Melchingen-Event des Konzertchores molto vocalis gleich in mehrfacher Hinsicht. Zuerst äußerlich angesichts der schwierigen Wetterlage. Zwei Stunden vor Konzertbeginn goss es am Samstag in der Burgruine Hohenmelchingen noch in Strömen. Abgedeckte Musikinstrumente und nasse Stühle verhießen nichts Gutes. Doch kurz darauf riss der Himmel auf. Die Chormitglieder machten den „schönsten Konzertsaal der Alb“ im Handumdrehen wieder bespielbar und das Wetter hielt, bis nachts wieder die Fledermäuse im Fackelschein über den Burgmauern kreisten.
Am Sonntag dann genau das Gegenteil: Drei Stunden vor Konzertbeginn schien noch alles bestens, allerdings verhieß nun die Wettervorhersage nichts Gutes. Im letztmöglichen Moment dann die Entscheidung: Wir verlegen das Konzert in die Melchinger Gemeindehalle. Fliegender Wechsel, Abbau und Aufbau von Bühne, Technik, Bestuhlung und Catering innerhalb von zwei Stunden – rekordverdächtig. Um 20 Uhr zeigte sich dann, dass es die richtige Entscheidung war: Draußen Gewitter, drin energiegeladene Musik zu „Love and Peace“, dem diesjährigen Motto der Konzerte.
Mit diesen beiden Wörtern war klar, dass es auch viel musikalische Dramatik geben würde. So nahm der Chor unter der bewährten Leitung von Ronald Hirrle das Publikum mit zu Freude wie Trauer. Der Klassiker „This magic moment“ und Ed Sheereans “Perfect” drückten Jubel und Glück aus, Adeles „Someone like you“, Enyas „Only time“ oder Paul McCartneys „Let it be” dagegen Unsicherheit, Trennungsschmerz und Verlust.
Die Beatles waren gleich mit noch sechs weiteren Songs vertreten: „Help!“, „Lady Madonna“, „Yesterday“, „Here comes the sun“, „Hey Jude“ und dem titelgebenden „All you need is love“. Moderator Uwe Braun-Dietz wies auf die Genialität der „Fab Four“ hin, die vielen Facetten der Liebe musikalisch zum Leuchten zu bringen.
Dramatik und geballte Energie spürte man auch bei allen Solostücken. Wenn Ingrid Seidel leidenschaftlich von der „Power of Love“ sang – im Original von Jennifer Rush – und Rainer Ulbrich Meat Loafs „I’d do anything for Love“ gemeinsam mit Martina Eyassu regelrecht inszenierte, ließ das niemanden kalt. Begeisterter Applaus, genauso wie auch beim Quartett von Martina Eyassu, Laura Güldikenoğlu, Katja Jatzek und Ingrid Seidel. Mit „The man I love“ und „Besame mucho“ brachten sie zwei Klassiker zum Klingen. Besonders berührend weiterhin: Das Duett von Laura Güldikenoğlu und Ingrid Seidel vom „Wind beneath my wings“, einer Dankeshymne an alle die, die andere „zum Fliegen“ bringen.
Nachdenklich wurden die Töne schließlich im letzten Drittel des Konzertes, als es um Frieden und das Miteinander ging. „Leningrad“, solistisch erneut von Rainer Ulbrich und „We are the World“ appellierten an Mitmenschlichkeit. Ein John-Lennon-Medley lud mit „Imagine“ zum Träumen und mit „Give peace a chance“ zum Friedenstiften ein. Ein weiterer emotionaler Höhepunkt: „We shall overcome“, die Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung voller Kraft und Hoffnung.
Musikalisch begleitete eine Live-Band mit Edgar Müller (E-Piano), Bernd Huber (E-Gitarre), Daniel Pommranz (Bass) und Joachim Gröschel (Schlagzeug) Chor und Publikum durch alle musikalische Dramatik – bis sich zuletzt alle vereint bei „Wir fliegen durch die Nacht“ in den Himmel träumten, einmal Indoor und einmal Outdoor.


