O Fortuna – große Oper im Quenstedt-Gymnasium

Fortuna, das Schicksal mit all seinen Facetten zwischen Glück und Unglück, stand im Mittelpunkt des Opernkonzerts von molto vocalis am 29.März in der Quenstedt-Aula. Der Konzertchor aus Mössingen entführte die Besucherinnen und Besucher dabei in vier Opernwelten, von denen – Zufall oder nicht – drei in Sevilla angesiedelt sind. Spanien scheint für Komponisten offensichtlich das Land für die großen dramatischen Themen und Emotionen zu sein, zumindest für George Bizet, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.

Ersterer lässt das Liebesdrama „Carmen“ dort spielen und der Chor eröffnete die Szene mit einem der Eingangsstücke der Oper, „La cloche a sonné“. Junge Männer und Soldaten lungern an der Zigarettenfabrik herum und warten auf die attraktiven Arbeiterinnen, um ihnen dort den Hof zu machen. Als dann die Hauptfigur, Carmen erscheint, richten sich aller Augen auf sie und sie singt die berühmte Habanera: „Die Liebe ist ein wilder, rebellischer Vogel – nimm dich in acht!“ Mezzosopranistin Ingrid Seidel brillierte hier und fesselte, ganz im Stil der Carmen, auch in den beiden folgenden Soli, dem „Chanson Séguidille“ und dem „Chanson Bohème“ das Publikum.

Überhaupt lag an diesem Abend ein großer Schwerpunkt auf den Solisten. Gleich zweimal hintereinander nahm Martina Eyassu (Sopran) das Publikum erneut mit nach Sevilla, diesmal zu Mozarts „Hochzeit des Figaro“. Als Gräfin Almaviva flehte sie hingebungsvoll: „Porgi amor, qualche ristoro,” (Hör mein Flehn, o Gott der Liebe) und fragte direkt darauf als Knappe Cherubino: „Voi, che sapete, che cosa è amor” (Sagt, holde Frauen, ist das Liebe?) Laura Güldikenoğlu (Sporan) und erneut Ingrid Seidel zickten sich als Marcellina und Susanna musikalisch an. Der Chor rahmte das Ganze mit zwei Chören, “Giovanni liete” und “Amanti costanti”.

Beethovens Oper „Fidelio“ schließlich schildert die Treue und Liebe von Leonore, deren Mann Florestan zu Unrecht im Kerker einsitzt, und der es als Knappe Fidelio verkleidet gelingt, diesen zu befreien. Chorleiter Ronald Hirrle suchte aus diesem thematisch recht düsteren Stück, in dem es um Gewaltherrschaft und Ungerechtigkeit geht, vier hoffnungsvolle und positive Stücke aus: Das Quartett „Mir ist so wunderbar“ mit Laura Güldikenoğlu, Ingrid Seidel, Helmut Huerkamp und Ronald Hirrle selbst als Sänger und danach das, so Hirrle, „sehr schwere Duett“ zwischen Leonore und Florestan, „O namenlose Freude“, das Martina Eyassu und Rainer Ulbrich bravourös vortrugen.

Die Herren des Chores markierten die Wendung zum Guten in der Oper, als sie den Chor „O welche Lust, in freier Luft den Atem leicht zu heben“ sangen. Nach langer Zeit „in des Kerkers Gruft“ sehen die Gefangenen hier erstmals wieder Tageslicht, als sie vor ihre Zellen dürfen.

Ein Vorgeschmack auf das große Finale, als aus Madrid Minister Don Fernando (Hans-Jürgen Glockner) kommt, um den Machenschaften des bösen Gouverneurs Don Pizarro ein Ende zu bereiten. Erneut Rainer Ulbrich als Florestan und Martina Eyassu als Leonore, sowie Helmut Huerkamp (Jaquino), Wolfgang Scheuing (Roco) und Laura Güldikenoğlu (Marzeline) bilden gemeinsam mit ihm ein Sextett, das in dramatischem Wechselspiel mit dem Chor das unbeschreibliche Glück dieses Augenblicks besingt und den Mut und die Treue der tapferen Leonore bejubelt – ein furioses Opernfinale, das das Publikum begeistert applaudieren ließ.

In Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ schließlich steht ebenfalls eine Frau im Mittelpunkt: Die Japanerin Cio-Cio-San. Laura Güldikenoğlu verkörperte die „Butterfly“ genannte tragische Heldin der Oper in der herzzerreisenden Arie „Un bel die vedremo“ (Eines schönen Tages sehen wir uns wieder) eindrücklich. Atemlose Stille herrschte, als sie, als Geisha kostümiert, sehnsuchtsvoll von der Hoffnung auf die Rückkehr ihres Geliebten Pinkerton aus Amerika sang.

Wie immer nahm der Chor die Gäste auch mit verschiedenen Kostümierungen und dem Bühnenbild mit in die Welt der Oper. Begleitet wurde das Ensemble dabei virtuos von Regina Böpple am Flügel. Einfühlsam und präzise ging sie auf all die verschiedenen Stimmungen der unterschiedlichen Stücke ein. Großer Applaus ebenfalls für sie.

Als Klammer um den von ihm zusammengestellten Abend legte Ronald Hirrle Stücke aus den „Carmina Burana“ von Carl Orff. „Ecce Gratum“ preist den Frühling und „Blanziflor et Helena“ die Liebe und die weibliche Tugend. Auftakt und Abschluss markierte jedoch das titelgebende, bekannte Stück „O Fortuna“, wuchtig vorgetragen von den Sängerinnen und Sängern des Chores.

Ronald Hirrle, der auch die Moderation des Abends innehatte, wünschte den Besucherinnen und Besuchern, dass sie immer oben auf dem Schicksalsrad bleiben mögen, dabei jedoch nicht die vergessen sollten, die gerade unten wären. Passend dazu erklang als Zugabe Verdis „Va, Pensiero“ – flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen.

Der Chor sucht für seine weitere Arbeit Verstärkung in allen Stimmgruppen, besonders im Bass. Im Mai beginnen wir mit unseren Vorbereitungen für unsere Konzerte in der Burgruine Hohenmelchingen am 19. Und 20. Juli. Bei Interesse melden Sie sich einfach bei Chorleiter Ronald Hirrle (Tel.: 0 74 73 – 27 11 42) oder Vorstand Laura Güldikenoğlu (E-Mail: moltovocalis@gmx.de)

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