„Summertime“ mit Blitz und Honda

Impressionen vom Konzert auf  YOUTUBE (einfach klicken).

Unser zwanzigstes Open-Air-Konzert in der Melchinger Burgruine am 15. und 16. Juli 2023 war in mehrerlei Hinsicht denkwürdig. Erstmals in der Chorgeschichte mussten wir am Samstag wegen eines schweren Gewitters das Konzert nach ¾ des Programmes vorzeitig abbrechen. Sowohl für den Chor als auch für das Publikum war das, wenngleich absolut notwendig, eine sehr traurige Entscheidung, weil der Bogen des Konzerts so nicht abgeschlossen werden konnte.

Chorleiter Ronald Hirrle lud deshalb alle ein, mit ihren Karten doch am nächsten Tag erneut ins Konzert zu kommen. Viele kamen dieser Einladung nach und wurden am Sonntag mit einem Abend wie aus dem Bilderbuch belohnt. Der „schönste Konzertsaal der Alb“ war stimmungsvoll mit Strahlern und Fackeln beleuchtet. Leichtes Windrauschen durchwehte die Buchen und Eichen. Vogelgezwitscher und später bei einbrechender Dunkelheit dann das Kreisen der Fledermäuse zauberten eine einzigartige Atmosphäre. Die Mauern hoben sich bei zunehmender Dunkelheit fast episch gegen den Nachthimmel ab und verliehen der Musik einen ganz besonderen Rahmen.

Vor fast vollem Haus nahm Laura Güldikenoglu mit dem Titelstück „Summertime“ das Publikum gleich zu Beginn des Konzerts mit auf eine musikalische Sommerreise. So flog man im Lauf des Abends mit dem Samba-Klassiker „Mas Que Nada“ und mit „Besame Mucho“ nach Südamerika. Martina Eyassu besang mit „Don’t Cry for Me Argentina“ ergreifend das Leben der Evita Peron und Ingrid Seidel zusammen mit Helmut Huerkamp nicht weniger emotional in „Sun and Moon“ die tragische Liebesgeschichte aus dem Musical „Miss Saigon“.

Zu Beginn erklangen mehrere Stücke der Beatles in verschiedenen Besetzungen, darunter ein Swing-Arrangement von „Penny Lane“, eine a-capella-Version von „Michelle“ und ein von den Männern des Chores gesungenes Medley, das für große Begeisterung im Publikum sorgte.

Einen weiteren der vielen Höhepunkte des Abends bildete ein musikalischer Doppelpack. Die Damen des Chores besangen in Adeles „Rolling in the Deep“, die „ultimate pissed woman“, die mit ihrem „Ex“ abrechnet, wie Moderator Uwe Braun-Dietz das Liedthema zusammenfasste.

Er riet den anwesenden Herren im Publikum, es deshalb lieber mit Meat Loafs „I‘d Do Anything for Love“ zu halten, das Gastsänger Rainer Ulbrich anschließend nicht nur ausdrucksstark sang, sondern regelrecht inszenierte. Passend zum Stück fuhr er deshalb auch mit einer schweren Honda F6 Valkyrie lautstark röhrend ins Gemäuer ein.

In geradezu himmlische Sphären nahm der Chor sein Publikum mit bei „Up Where we Belong“ und bei Ingrid Seidels anschließendem, schwebend-leichtem „Somewhere Over the Rainbow“. Es fiel den Besuchern sichtlich schwer, von solch himmlischen Sehnsuchtsorten anschließend wieder zurück auf die Erde zu kommen. Doch der Chor half seinem Publikum den Weg mit den Stücken „That’s What Friends Are For“, sowie „We Are the World“ und wies musikalisch intensiv auf die Bedeutung des Miteinanders für unser Zusammenleben hin.

Seit 2002 bespielt der Chor jedes Jahr die historische Kulisse der Burg Hohenmelchingen mit seinen Konzerten. Den beiden Abenden geht dabei immer ein mehrtägiger Aufbau voraus. Eine große Bühne, eine eigens für dieses Event angefertigte große Rückwand und die komplette Konzertinfrastruktur müssen jedes Mal aufgebaut werden. „Jedes Jahr überlegen wir neu, wie lange wir das noch weitermachen wollen“, sagt Ronald Hirrle, „aber wenn dann die Burg nachts so wunderschön leuchtet, kann man gar nicht anders – denn das ist wie nicht von dieser Welt.“

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